Sicherlich scheiden sich an diesem Thema gleich zu Beginn die Gemüter. Je nach Interessenlage wird der eine sagen „ich genieße das Leben an Board – 5,5 oder gut 7 Konten Speed ist mir egal“. Für die segelambitionierten unter uns ist das Thema sicherlich von Interesse. Spielt der Segeltrimm auf einem seegehenden Kat überhaupt eine Rolle? Ganz sicher – nicht umsonst versehen wird unser festes Dach über dem Steuerstand mit einem Fenster damit der direkte Blick in die Segel möglich wird. Und die Genua wird selbstverständlich mit Windfäden geliefert.
La Grande Motte. Probesegeln nach der Boatshow bei ca. 20 Knoten Wind. Ich konzentriere mich und habe die Leopard 45 nach einigen Minuten bei etwas unter 40 Grad am Wind bei 9 Knoten. Natürlich sind die Gespräche mit den mitsegelnden Kunden von oberster Priorität – kurz nicht konzentriert Ruder gegangen – wir sind deutlich unter 8 Knoten. Offenbar lohnt es also einen ersten allgemeinen Blick auf die Funktion der Segel und deren optimalen Trimm zu werfen. Erste Frage woher kommt der Wind – das ist natürlich essentiell. Und weht an Board immer der echte Wind. Nein – an Board weht der sogenannte scheinbare Wind, der sich aus dem wahren und Fahrtwind zusammensetzt. Das ist durchaus von Bedeutung. Doch dazu später mehr.
Solange der Wind achterlicher als querab weht (das bedeutet mehr von hinten als von der Seite), segeln wir durch Vortrieb. Der Wind treibt uns buchstäblich vor sich her. Hier ist der richtige Segeltrimm einfach. Die Maxime heißt auffieren was geht (Segel nach draußen) um die vor dem Wind projetzierte Fläche zu maximieren. Erstaunlicher Weise sieht man sehr häufig Segelboote, die bei Kursen raum und vor dem Wind mit viel zu dichten Schoten unterwegs sind. Ergebnis, die Boote laufen nicht vernünftig. Manchmal wird dann noch dichter geholt in dem Irrglauben ziehen an der Schot bringt Speed. Nicht selten ist das Gegenteil der Fall. Lassen wir den Wind uns doch einfach maximal schieben. Kommt der Wind vorlicher als querab (das bedeutet mehr von vorne als von der Seite), wird die Sache interessanter. Zunächst muss man sich die Funktionsweise eines Segels überlegen. Schließlich ist es im Prinzip doch erstaunlich, dass wir vermeintlich gegen die Windrichtung segeln können. Wie geht das also? Wenn der Wind von vorne in ein Segel strömt, ist das Segel nichts anderes als eine Tragfläche beim Flugzeug. Es entsteht eine Strömung im Segel mit einem Sogeffekt auf der Wind abgewandten Seite (wie bei einem Flugzeug – dort hält dieser Sog den Flieger in der Luft). Dieser Sogeffekt ist im vorderen Bereich der Segel am stärksten und zieht uns buchstäblich in Windrichtung. Jetzt kommt die Krux an der Sache. Während sich bei einem Flugzeug ein Strömungsabriss an der Tragfläche sehr eindeutig bemerkbar macht, passiert bei einem Strömungsabriss im Segel einer Yacht zunächst gar nichts – außer dass sie eben deutlich langsamer wird. Hinzu kommt, ist der Strömungsabriss durch zu dichte Segel verursacht, ist auch optisch nichts zusehen. Alles sieht vermeintlich wunderbar aus nur irgendwie läuft das Schiff nicht. Der ein oder andere mag das schon mal erlebt haben. Mit etwas seglerischer Erfahrung kann man das buchstäblich Spüren. Wie also nun vorgehen?
Es ist wichtig beim Segeltrimm immer mit dem Vorsegel zu beginnen. Ist das schon zu dicht, kommt am Großsegel nur noch windtechnisches Durcheinander an. Wir holen also das Vorsegel zunächst an bis nichts mehr killt (flattert). Danach fieren wir mit Gefühl wieder auf, solange bis das Vorliek (der vordere Bereich des Segels) beginnt unruhig zu werden. Jetzt ganz leicht anholen bis wieder Ruhe am Vorliek ist, so ist der Trimm optimal. Wer Windfäden im Segel hat (haben die Leopard Kats), hat es noch einfacher. Liegen die Fäden innen und außen am Segel perfekt an, ist alles gut. Wirbelt der Faden auf der Wind abgewandten Seite, ist das Segel zu dicht und wir haben einen Strömungsabriss. Wirbelt die Wind zugewandte Seite, ist das Segel etwas zu weit offen. Das wird das Segel aber ohnehin gleich mit Unruhe im Vorliek quittieren. Nachdem jetzt das Vorsegel passt, die gleiche Prozedur mit dem Großsegel. Wichtig bei Auffieren nicht zögerlich sein. Für viele scheint es ein Wiederspruch zu sein, um schneller zu segeln die Großschot zu lösen. Fühlt sich in der Tat komisch an – mehr Speed durch loslassen. Ist aber tatsächlich so. Man sieht es sehr oft gerade wenn der Wind von der Seite kommt, dass das Vorsegel noch halbwegs richtig getrimmt ist, das Großsegel jedoch viel zu dicht. Nachdem nun alles prima getrimmt ist – wir gehen mal von gleichbleibendem Wind und einer Steuerung der Yacht „auf Linie“ aus – werden die Segel auf einmal unruhig. Warum ist das so? Die Yacht hat dank unseres guten Trimms mehr Fahrt aufgenommen und produziert somit mehr Fahrtwind. Dieser kommt natürlich immer genau von vorne, mischt sich mit dem wahren Wind und verstärkt diesen. Im Ergebnis der sogenannte scheinbare Wind, der im Regelfall immer mehr von vorne im Vergleich zum wahren Wind kommt. Also mehr Fahrt, mehr Fahrtwind von vorne und die Windrichtung mehr von vorne. Daher sind unsere Segel jetzt zu weit offen und wir müssen sie etwas anholen bis wieder Ruhe eingekehrt ist. Wenn man das konsequent und konzentriert durchführt, kann man sich durchaus „mit dem Fahrtwind beschleunigen“. Das setzt aber ein sehr konzentriertes Rudergehen voraus. Da man mit einer Segelyacht nicht gegen den Wind segeln kann, hat das Ganze natürlich seine Grenzen. Wer hoch am Wind (maximal möglicher Winkel in Windrichtung) segelt, kann irgendwann die Segel nicht weiter anholen (bitte im Trimm gerade bei leichtem Wind einen „Restbauch“/Profil stehen lassen). Hier obliegt die ganze Verantwortung für den Segeltrimm nach einmaliger guter Einstellung der Schoten dem Steuermann. Er kann anluven (das Boot in Windrichtung drehen) bis die Segel am Vorliek beginnen unruhig zu werden. Danach etwas abfallen (das Boot aus der Windrichtung drehen) bis in den Segeln wieder Ruhe eingekehrt ist. Mit diesen Ruderbewegungen kann man die Yacht bei optimaler Segelstellung genau „an der Windkante“ fahren. Jetzt die Ruderbewegungen möglichst klein halten (unter Regattaseglern wird das Ruder manchmal auch zum Spaß „Bremse“ genannt) und man wird sehen wie die Yacht an Fahrt gewinnt.
Ist nun all das auf einem Blauwassersegelkat nötig – nicht unbedingt. Wer jedoch Spaß am richtigen Segeln hat, wird seine Freude daran haben einen Blauwasserkat zu bewegen, der auf all diese Themen trotz seiner uneingeschränkten Seetüchtigkeit sensibel anspricht. Deswegen fahren wir bei Leopard Catamarans eine überlappende Genua, gestufte Rümpfe, die ein schmales Unterwasserschiff mit wesentlich besserem Ansprechverhalten generieren, ein Rigg mit guter Segeltragezahl und eine vernünftig dimensionierte Ruderanlage. Die Leopard Catamarans sind echte Segelboote. Wir freuen uns Sie bei nächster Gelegenheit an Bord begrüßen zu können.